Weihnachtsgedichte v. R. Presber


Weihnachts Reime Reime Weihnacht Weihnacht Reime


Weihnachtslied für Kinder

Wenn alle Kinder tief im Traum
In Gottes Armen ruhn,
Dann steigt aus blauem Himmelsraum
Christkind auf goldnen Schuhn.
Schneeflöckchen trägt's im Lockenhaar
Und Blumen an der Brust.
Der Hirt, der auf dem Felde war,
Hat es zuerst gewußt.
Die Glocken schwingen nah und fern,
Berührt von keiner Hand,
Und über Bethlehem der Stern
Glüht weit, so weit ins Land.
Die Flocken breiten den Teppich geschwind -
Durch die heilige Nacht geht das heilige Kind.

Wenn alle Kinder tief im Traum
Die Händchen falten fromm,
Von Nadelbaum zu Nadelbaum
Aufleuchtet ein Willkomm.
Manch weißes Licht auf dunklem Ast,
Das glänzt und flimmert fein
Und grüßt den kleinen Himmelsgast
Und will gesegnet sein.
Da wo die ärmsten Hüttchen stehn,
Bricht noch ein Lichtchen vor,
Und hoch aus weißer Wolken Höhn
Singt froh der Engel Chor:
Nun öffnet die Türen der Häuser geschwind -
Durch die heilige Nacht kommt das heilige Kind.

Wenn alle Kinder tief im Traum
Sich auf den Morgen freun,
Dann tritt so leis, man hört es kaum,
Das liebe Christkind ein.
Heut ist, so spricht's, die heil'ge Nacht
Des Friedens und der Ruh.
Ich hab' dir Spielzeug mitgebracht
Und bin ein Kind wie du.
Und hat zur Arbeit und zur Pflicht
Der Alltag dich geweckt,
Vergiß die Lichtertanne nicht,
Die ich dir angesteckt.
Der Glockenton, horch, verhallt im Wind -
Durch die heilige Nacht geht das heilige Kind.


Unterm Tannenbaum

Der Kindheit Bild soll nichts mir rauben;
Mein Heiligstes behüt' ich wohl!
Wie schöpfte sie den reichsten Glauben
Aus dem bescheidensten Symbol.
Ein wonnig Hoffen ohnegleichen,
Das ihrem reinen Traum entsprang -
So nahm sie alles für ein Zeichen
Von eines Gottes Erdengang.

Ein Tannenästchen auf der Treppe,
Heimlich erhascht vom kleinen Dieb;
Ein Silberfädchen, das der Schleppe
Der ems'gen Mutter haften blieb;
Durch Tür und Ritzen Blitz und Schimmer,
Geheimnis des verschloss'nen Raums -
Und leise weht durch alle Zimmer
Der liebe Duft des Weihnachtsbaums ...

Und dann, wenn die Laternen schienen,
Die Straße lag in Abendruh',
Dann klappten wir mit wicht'gen Mienen
Die bunten Märchenbücher zu;
Und schlichen leise auf den Zehen
Zur Tür mit glühendem Gesicht:
"Still, still, ich hör' das Christkind gehen!
Und jetzt - war das sein Glöckchen nicht?"

O süße Zeit des frommen Schauens,
Da, mild das lock'ge Haupt geneigt,
Ins Reich des kindlichen Vertrauens
Ein güt'ger Engel niedersteigt.
Da wir das Licht für unsre Kerzen
Vom Stern von Bethlehem erflehn,
Und wachend unsre Kinderherzen
Am Tore goldner Himmel stehn.

Und heut'! Die Welt ward uns zu eigen -
Wie liegt der Kindertraum so weit!
Die Sterne tanzen ihren Reigen
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das Uhrwerk schaun wir und die Rädchen,
Die ohne Endzweck gehn und drehn,
Sehn unser ärmliches Planetchen
Erglühn, erkalten und vergehn.

Vom Sturm der Herbste hingetrieben,
Verweht uns Traum und Lieb' und Glück.
Von unsers Lenzes Rosen blieben
Die kahlen Äste nur zurück ...
Und jeder trägt die Dornenkrone
Des Lebens bis zum letzten Bett
Und nickt den Ehrfurchtsgruß dem Sohne
Des Zimmermanns von Nazareth.


Der Tannenbaum meiner Kinderzeit ...

Der Tannenbaum meiner Kinderzeit,
Der hatte ein dunkelgrünes Kleid
Und Kugeln, bunt, aus Glas gesponnen,
Und goldene Monde und glitzernde Sonnen,
Eiszapfen, von schillernden Fädchen gefaßt,
Die hingen daran. Und vom höchsten Ast,
Ums Bäuchlein die Schärpe, die seidenbraune,
Rotbäckig, das Köpfchen von Porzellan,
Da flattert' ein Engel und blies Posaune. -
Hat's schon auf Großvaters Bäumchen getan.

Tief unten, beschützt von des Engels Gnaden,
In süßen Wachsduft eingehüllt,
Da stand ein kleiner Kaufmannsladen,
Die Büchsen und Schachteln köstlich gefüllt.
Kaffee und Zucker und Senf und Rosinen
Und Zwiebel und Feigen - viel begehrt -
Ich konnt' um die Weihnacht mit allem dienen
Für Speisekammer und Puppenherd.
Die Firma war gut, die Ware gediegen;
Bis abends war das Geschäft in Flor.
Was kam ich mir wichtig beim Messen und Wiegen
Und erst beim Quittungschreiben vor!
Als Würstchentranschierer und Heringszähmer
Fühlt' ich mich wohler als wie beim Latein
Und dacht mir halt oft: "Ich werd' ein Krämer -
Das muß ein herrliches Leben sein!"

Und neben dem Lädchen unter der Tanne,
Da stand ein Stall in der Weihnachtsruh'
Drei Wäglein dahinter für die Gespanne;
Für Schimmel und Schecken und Füchse dazu.
Das Schirren und Fahren, das war ein Vergnügen -
Das Zaumzeug saß so blank und stramm;
Und Sonntags stellt ich zu Viererzügen
Zwei Schimmel, 'nen Fuchs und 'nen Schecken zusamm'.
Und wenn ich, ein müder, kleinäugiger Gähner,
Den Sprung in mein Birkenbett gemacht,
Da dacht' ich: "Ein Kutscher oder ein Trainer,
Werd' ich bestimmt mal. Gute Nacht ..."

Doch neben dem Stall in moosigen Landen -
Ich seh' die Türme und Brücken noch heut -
Hat eine hölzerne Festung gestanden.
Ei ja, was hat sie das Herz mir erfreut!
Frühmorgens, kalt war's und recht noch zum Frieren -
Schlich ich durchs dämmrige, schummrige Haus
Und ging die Wachen inspizieren
Und gab die Parole "Christkind" aus.
Und richtet' die kleinen Messingkanonen
(Tüchtige Mörser ohne Knall)
Und schoß mit rundlichen Zuckerbohnen
Hoch über Laden und Pferdestall.
Abends müd' von der Schlachten Beschwerde,
Dacht' ich: "Wie leicht ist im Leben die Wahl!
Wenn ich kein Kutscher und Krämer werde,
Ei, so werd' ich halt General!"

... Und nun ist es so anders gekommen -
Hab' für die Würste kein Messer gewetzt,
Auf einem Kutschbock Platz genommen
Hab' ich vor Jahr und Jahren zuletzt.
Und - wenn Blut und Eisen verschreiben
Harte Zeiten wieder einmal -
Werd' ich, ich schäm' mich, zu Hause bleiben,
Weder ein Hauptmann noch General.

Bloß ein Schreiber bin ich geworden
Und ein Dichter so nebenbei,
Und ergab mich der Grübelei
Und jongliere mit Rhythmen und Worten.
Aber sieh da, wenn die Tannen düften
Und die selige Weihnacht kam,
Schließ' ich die Augen über den Schriften,
Über Versen und Bücherkram.
Sehnend, erinnernd und ohne Beschwerden,
Unbekümmert um Ruhm und Gewinn,
Fahr' ich mit meinen hölzernen Pferden
Wieder vom Laden zur Festung hin.
Und ich schaue, freudetrunken,
Gütige Menschen um mich her,
Die mit dem lieben Spielzeug versunken
Längst in das Land ohne Wiederkehr ...


Weihnachts Reime Reime Weihnacht Weihnacht Reime